John Perry Barlow – mehr ein Wunsch, als die Realität…

John Perry Barlow sagte 1996 einiges Interessantes, aber auch irgendwie leider nicht Zutreffendes über die Rechtsmäßigkeiten im Cyberspace. Heute geht es um Abmahnungen / Abmahn-Wellen im Netz, weil in den neuen virtuellen Welten natürlich jemand die Kontrolle und vor allem einen wirtschaftlichen Profit an Laienfehlern der „Teilnehmer“ haben will.
Das ganze Thema geht sicher nicht nur mir auf den Senkel, sondern auch unzähligen Anderen. Streitwerte die ab 100 000€ anfangen, zu zahlende Beträge mit Unterzeichung der Unterstützungserklärung ab 1000€. Jugendliche, die aus Versehen den falschen ChatNamen gewählt haben und dieser urheberrechtlich geschützt war, zahlen Jahrzehnte lang für diesen Fehler. Das geht so weiter. Und kein Wunder, dass Deutschland und das juristische Umfeld hierfür einen besonders fruchtbaren Boden bieten.

Governments of the Industrial World, you weary giants of flesh and steel, I come from Cyberspace, the new home of Mind. On behalf of the future, I ask you of the past to leave us alone. You are not welcome among us. You have no sovereignty where we gather. […]
Governments derive their just powers from the consent of the governed. You have neither solicited nor received ours. We did not invite you. You do not know us, nor do you know our world. Cyberspace does not lie within your borders. Do not think that you can build it, as though it were a public construction project. You cannot. It is an act of nature and it grows itself through our collective actions.[…]
You have not engaged in our great and gathering conversation, nor did you create the wealth of our marketplaces. You do not know our culture, our ethics, or the unwritten codes that already provide our society more order than could be obtained by any of your impositions.[…]
Our identities have no bodies, so, unlike you, we cannot obtain order by physical coercion. We believe that from ethics, enlightened self-interest, and the commonweal, our governance will emerge . Our identities may be distributed across many of your jurisdictions. The only law that all our constituent cultures would generally recognize is the Golden Rule. We hope we will be able to build our particular solutions on that basis. But we cannot accept the solutions you are attempting to impose.[…]
You are terrified of your own children, since they are natives in a world where you will always be immigrants.

Klar fallen hier einige Gedankenstränge zu kurz, aber die Idee ist zu verstehen. Übrigens, die „Golden Rule – die goldene Regel“ ist hier nicht klar definiert. Sie lautet nämlich noch mehr (vgl. Mt 7,12f): „was du nicht willst, was man dir tu, das füg auch keinem Anderen zu“, aber es gibt davor und danach einen klaren Bezug zur Entität „Gott“,… hier wird’s im Cyberspace leider problematisch. Man könnte leicht die Gedanken und Verbalisierungen eines J.P. Barlow aus dem Jahre 1996 (ein Jahrzehnt ist es her) als „anarchistisch“ abwerten, aber sie haben auch eine innere Wahrheit!

Es entzieht sich meiner Kenntniss welche Kosten für ein fehlendes Impressum fällig werden. Warum Klauseln aus AGBs oder dem Impressum wegen Rechtschreibfehlern ungültig werden,…
Ich glaube irgendwer hat vor ca. 20 Jahren die Kiste des Pandora aufgemacht und jetzt wird allmählich dran geschnüffelt. Das Internet ist wie eine Waffe, deren Wirkung niemals klar wird, weil es ein wabernder Körper ist. Heute so, morgen so….

Was will ich hiermit sagen? Weiß ich auch nicht! Ich will keine Anarchie (auch nicht gedanklich), aber ich will mich auch so frei fühlen, meine Meinung zu sagen und das auch im Netz. Ich möchte keine Angst haben vor süddeutschen Anwaltskanzleien oder deren Gerichtsorten (mit hohen Sätzen). Im reellen Leben kann man sich auch nicht minütlich abmahnen,… Zwischen den Blogs gilt doch auch die goldene Regel und Plagiate sind halt einfach schwer zu finden in einem beweglichen Netz.

Lass uns zusammen für die gute Sache kämpfen… Wenn ich feststelle, das Informationen von mir falsch anderswo zitiert, festgehalten werden, dann schreibe ich auch einfach die Seitenbetreiber per Mail an… das hilft ungemein. (OK, erzeugt keine wirtschaftlichen Kosten von 600€, aber wirkt.)

Pädagogik: ich muss nicht jeden Schüler mit einem Baseball-Schläger verprügeln, wenn er eine Vokabel falsch geschrieben hat!

Das volle Manifest von J.P. Barlow findet ihr unter homes.eff.org/~barlow/Declaration-Final.html

Interessanter PodCast mit Perry Barlow bei Netzpolitik
Zurückgerudert?

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